Eigentlich sollte man nun aufhören. Das 18. Wilsdruffer Filmfestival war so gut gewesen, dass es in den nächsten Jahren schwer werden kann, den Erfolg zu wiederholen. Nicht nur, dass wirklich viele Leute da waren. Auch die Stimmung war extrem gut - die Filme wurde mit großem Interesse und vier Symphatie betrachtet. Dabei wurde im Vorfeld überhaupt keine Reklame gemacht. Nur durch Mundpropaganda und den Insidern bekannten Webseiten konnte man von dem Festival erfahren. Trotzdem waren am Sonnabend so viele Leute gekommen, dass die Riesenwerkshalle nicht nur bis auf den letzten Platz gefüllt war, sondern auch die Stehplätze im Torbereich dicht gedrängt belegt waren.

Da passte es gut, dass die Wertungsfilme am Sonnabend straff hintereinander gezeigt wurden und das Programm schon gegen 22.30 Uhr "geschafft" war. So hatten auch die Kinder mal die Chance, eine Preisverleihung mitzuerleben. Natürlich gab es auch wieder das traditionelle Riesenfeuer. So konnte man die leichten Regenspritzer am Sonnabend besser trocknen.
Der Freitag begann mit zwei Bands. Den Anfang machten die Newcomer aus Meißen. Die spielten sich sehr schnell warm und begeisterten das Publikum so, dass nach dem Set noch Zugaben verlangt wurden. Da wurde die Zeit für "andiplaque" schon knapper. Die liedhaften Stücke mit Gitarre, Keyboard und Geige waren auch durch die deutschen Texte überaus hörenswert. Nebenbei bemerkt wurde Morton ein paar Stunden später Vater eines kleinen Sohnes. Herzlichen Glückwunsch !
Erstaunlicherweise zeigte sich das Publikum schon am Freitag stark an den Filmen interessiert. Es gab auch verschiedene cineastische Leckerbissen zu sehen. Beispielsweise den legendären Super8-Streifen "Episodenfilm", bei dem in verschiedensten Sequenzen wichtige Schauspielerpersönlichkeiten von heute als junge Kids zu erleben sind. Ein "richtiger" Film aus dem vorigen Jahrtausend eben. Verschiedene Stimmene aus dem Publikum forderten, im nächsten Jahr mal wieder paar Super8-Filme zu zeigen und konnten aus dem Gedächtnis (!) ihre Wünsche aufzählen. Da in diesen Zeiten durchaus Filme vom Studio Wilsburg dominierten, gibt es keine Verfügbarkeitsprobleme.

Neben den Filmen gabs wieder lecker Essen aus der Gulaschkanone (z. B. Siebenbürgischen Krauteintopf) und ein riesengroßes Traditionsfeuer. Leider wird der €uro auch ein Wilsdruff ein T€uro - die Preise waren nicht mehr ganz so volkstümlich wie in den vorrangegangenen Jahren. Dafür brillierte die neue Zeit mit einem superkleinen, aber ultraextrem hellem und scharfen Videobeamer. das kleine Kästchen war als solcher erst gar nicht zu erkennen, überstrahlte aber souverän alle Nebenlichtquellen und bot *echten* Kinogenuss. Dazu kam noch ein speziell ausgesuchte Audioanlage, die vom Andi so gut gefahren wurde, dass erstmalig ALLE mit dem Ton ZUFRIEDEN (!!!) waren. Das hatten wir noch nie...

Natürlich konzentrierten sich die Publikumswünsche auf die Werke von CVJM, zwischendurch konnten aber auch eher selten erlebte Filme(z. B. aus Leipzig) aufgeführt werden. Ein Detail am Rande: Die Originalkassette vom "Zauberlehrling" ist verschwunden bzw, befindet sich nicht mehr im Besitz von CVJM. Leider müssen die Macher selbst nun auf eine der zahlreichen Kopien zurückgreifen. Wenn ihr die Videokassette also mal seht...

Zum Sonnabend füllte sich der Raum schon ziemlich zeitig und kurz nach 20.00 Uhr eröffnete Reißl das eigentliche Filmfestival. Er konnte für dieses Jahr 10 Filme von 8 Studios ankündigen. Da die Filme teilweise deutlich unter 20 Minuten lagen, konnte das komplette Set bis 22.30 Uhr gezeigt werden. So hatte auch eine große Menge Publikum die Möglichkeit, die spektakuläre Preisverleihung mitzubekommen. Die Ansagen waren diesmal nämlich holländisch/deutsch und Publikum und Filmmacher waren mit der verteilten Walfamilie sehr zufrieden. Näheres zu den Filmen im nächsten Absatz. Auch in dieser Nacht wurden noch reichlich viele Wunschfilme gezeigt. Genauer gesagt solange, bis keiner mehr einen Film sehen wollte. Das war dann gegen Morgen, als die Rockvereinsleute schon langsam wieder ans Aufstehen dachten - denn nach einem Festival muss ja auch ne Menge aufgeräumt werden.

Insgesamt war es wohl eines der schönsten Filmfestivals mit einem neuen Publikumsrekord. Mehr Leute passen einfach nicht mehr in die Halle und vor die Eingänge. Außerdem kam in diesem Jahr viel Symphatie für ALLE gezeigten Filme rüber und die Bandbreite der Aufführungen gibt Gesprächsstoff bis zum nächsten Mai...

 

Studio WiLiBi - Limbach, Birkenhain, Wilsdruff - mit "Last christmas"

Die zweiten Filme sind immer die schwierigen. Um so beindruckter waren alle, als nach dem kleine-Mädchen-versuch vom vorigen Jahr ein dramaturgisch stimmiger, technisch korrekter ernster Beitrag gezeigt wurde. Respekt !

Das Projekt - Freiberg - mit "Buchvorstellung"

Das Freiberger Nachwuchsstudio mit perfektem Merchandising (einheitliche T-Shirt u. a.)in einem Film über die Hippiekultur. In Ermanglung von Schauspielern mit echten langen Haaren musste auf Perücken zurückgegriffen werden, aber die Joint-Szene bewies durchaus Insiderwissen.

Martin aus Berlin mit "Zwei DOGma-Filme"

Erstaunlich, wenn der Zuschauer in der Zeitlupe erst sieht, dass der vermeintlich unterlegene kleine Hund von unten geschickt zubeißen kann, um sich weiter mit viel größeren Tieren zu jagen. Ein Film aus der Hundehauptstadt Europas.

FSK - Leipzig - mit "Das Experiment" und "G5.1"

Den Leipziger langt eine Idee zum Film. Im "Experiment" wurde auf das legendäre Synchronschwimmen vom Vorjahr bezug genommen. Einfach eine wissenschaftliche Aufarbeitung des "LSD im Trinkwasser"-Experimentes. "Genesis Kapitel 5, Vers 1 und folgende" hätten zufällig anwesende Theologiestudenten unter dem zweiten Filmtitel zu Recht vermutet. Da bei diesen Stammbaumdaten der Stämme Israels immer sehr viel von Zeugung die Rede ist, mussten die Zuschauer mit eienm flimmernden "Zensiert!" vorlieb nehmen.Die Leipziger als Meister der political correctness - die Welt ist seit dem 11. September eine andere geworden...

Studio Freiberg mit "www.mittelalter.de" und "Osterspaziergang"

Studio Freiberg bot zwar im Internet an, über den zu drehenden Film abzustimmen, entschied sich aber gegen "Ausgebombte, kahle Fläche" und für "www. mittelalter.de". Außerdem wurden Erwartungen, die Kommissar-Klaus-Story weiterzuführen, enttäuscht. Um so spannender war es anzusehen, wenn rohe Mittelaltergesellen mit spitzen scharfen Dolchen vor teuren LCD-Displays rumfuchteln. Der "Osterspaziergang" kann als mögliche Antwort auf den "Zauberlehrling" von CVJM verstanden werden und wurde zum Glück NICHT als Monumentalfilm angelegt.

Studio Wilsburg mit "Beast on body"

Die mobile Generation freute sich schon im Vorraus über jeden Ärger, den ein Vibrationsalarm eines "Handys in der Hand" so verursachen kann. Ein schönes Filmzitat aus "Wir können auch anders" machte den Film rund.

Sponti Film mit "Der Überfall der Mörderrucksäcke"

Zum Glück erst ziemlich spät gezeigt. Ein echter Splatterfilmmit viel Blut und abgerissenen, abgebissenen und abgehackten Körperteilen. Filmisch sehr gut gemacht, aber problematisch für die Eltern, die mit ihren Kindern da saßen.

CVJM mit "Die goldene Gans"

Diesmal ganz anders: Nach schwerer geistiger Kost der letzten Jahre griffen die CVJM ganz ganz tief in die Klamottenkisten und ließen die Claqueure über penetrante Schwule, aufdringliche Nutten, kriminelle Polen, modeinteressierte Sekretärinnen usw. lachen. Diese Mischung tanzte dann beim Finale wie "Village people" zu "YMCA" - aufm Klo.