Fast ohne Werbung, nur aus Tradition und einer Mail an die Filmstudios - kann das funktionieren ? Es kann, auch wenn es am frühen Freitag Abend trotz guten Wetters noch ziemlich leer in der umgeräumten Werkhalle aussah. Das änderte sich glücklicherweise im Laufe des Abends, eben genau so, wie es in der benachbarten Großstadt bei ähnlichen Veranstaltungen so üblich ist. Dabei war der Freitag durchaus interessant, es wurden nämlich seit Jahren nicht gezeigte Filme mal wieder auf die Leinwand gebracht. Natürlich war der erste Abend wieder vor allem zum Treffen und Quatschen da, aber ein paar Reihen an Cineasten genossen neben den Klassikern seltenst gezeigte Filme.
Sonnabend war dann auf Anhieb voll und die Stimmung voll auf die Filme gerichtet. Erst in der Pause kam das Riesen-Feuer richtig zur Geltung. Dabei lockte auch in dieser Zeit der Beamer Besucher vor die Leinwand, da zwei uralte Kult-Trickfilme von Fischer-Kösen liefen.
Das war natürlich Kontrastprogramm zu den Videos vorher. Eine bunte Mischung vom Kinderversuch bis zu den traditionellen Semi-Profis, zu verschiedensten Themen, aber alle angenehm kurz.

Natürlich eröffnet "Reißl", der eigentliche Begründer des Filmfestivals, den Abend - wie gewohnt im schwarzen Anzug.

Es begann mit dem "spanish film project", der erste komplett fremdsprachige Film mit Untertiteln, der im Rahmen eines Schulprojektes entstanden war. Ein Lächeln ging durch die Reihen der Filmemacher, als die Hauptdarstellerin zu den "Reichen" ging - also an die Tür des Secundo Genitur in Dresden - und die Kamera dann von innen eine Wohnungstür zeigte. Leider war die große Leinwand dort von Nachteil, da die Untertitel am unteren Bildrand nicht von allen Plätzen aus mitgelesen werden konnten.

Der zweite Beitrag war der Alibi-Film des ältesten Studios des Filmfestivals, nämlich vom Studio Wilsburg. Unter "Kunst Welt Geschichte" illustrierten archaische Computerstimmen und früheste virtuelle Welten Goethes Osterspaziergang - bis zum Avatar, der animiert "Hier bin ich Mensch, hier darf ich`s sein." betonte.

Um mit dabei zu sein, gab es vom Studio Freiberg mit dem fleischgewordenen Kommissar Klaus einen wirklichen Kurzfilm ("Toi toi")aus den Studioarchiven. Ein Beinahe-Kettensägenmassaker, nicht ungefährlich zu filmen. Kurz und gut.

Dann das Studio Zeitreise mit quengelnden Kindern und irritiert hin und her fahrenden Eltern, die sich zum Schluss für die Kleinbahn entscheiden, um nach Wilsdruff (sic !) zu fahren.

Ein echtes Nachwuchs-Projekt aus Tharandt - ein Schüler begeisterte das Publikum mit Mini-Animationsfilmen, die nicht durch gewollte Professionalität, sondern durch Frische und Kürze glänzten.

Ein Film aus Bildern - "Krabat" von "klinisch sauber". Im Rahmen eines Schulprojektes entstanden, mit stimmungsvollen Bildern und perfekt inszenierten Schauspielerinnen.

Diesmal nicht als Hauptfilm zum Schluss, sondern als vorletzter Beitrag: CVJM mit "overnight". Eigentlich war ja ein richtig großer aufwändiger Film vorzeigbar, aber das Thema Bundeswehr schien drei Wochen nach dem Tod eines Wilsdruffer Soldaten in Afghanistan den Machern zu pietätlos. Also wurde ein Ersatzfilm geschaffen, natürlich wieder in Schwarz-Weiß.
Der Sandmann als Lang`scher Dracula, begeistert am Nintendo DS, "Na dann, Gute Nacht !" EInen Preis bekam der Film übrigens für rahmenhandelnde Nebenrolle.

Die Tochter von die Töchter brachte dann richtig viele Schauspielerinnen in einen VW Käfer (genau 10 Personen !) und auf die Leinwand. Nacheinander wurden aber alle vom Auto verschlungen / eingesaugt / umgefahren / eingebeamt. Alles auf einer Fahrt durchs Wilsdruffer Land und australische Landschaften !

Besser als im Fernsehn diesmal die Jury, die mit feinen Kommentaren und geschickter Dramaturgie die Preisverleihung noch einmal sehr lohnenswert machte. Übrigens - auch nach so vielen Jahren fehlt immer noch ein roter Teppich...

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