An den Anfang kann ich mich noch ziemlich gut erinnern. Ich war im Garten auf den Birnbaum geklettert, während meine Mutter die spielende Schwester filmte. Auf meinen Wunsch bekam ich die Kamera auf den Baum gereicht und filmte eine Rundumsicht. Zumindest glaubte ich das zu tun, denn das Ergebnis wurde erst viel später von anderen als künstlerisches Gestaltungsmittel eingesetzt. Oder hat man den Rissschwenk schon vorher gesehen ?

Von dem missglückten Versuch, dokumentarisch zu arbeiten, gings in ganz andere Genre. Mit der legendären AK 8 und der eingebauten Einzelbildschaltung entstand ein 20 Sekunden-Trickfilm. Man sieht ein Knetemännchen aufstehen, zum Blumenbeet laufen, Blumen pflücken und umfallen. Die Masse an Sekunden schluckt aber eine Szene, in der das Knetemännel zum Klumpen zurückgeformt wird. Wie schlecht es in der DDR war, zeigt der Film auch - nicht mal genug Licht gab es. ;-)

Irgendwann später fragte mich meine Mutter (!), ob sich die Familie eine Super 8 - Kamera leisten sollte. Ich brauchte eigentlich nur erfreut zu nicken. War eine echt gute Kamera mit automatischer Blendenregelung und Zoomobjektiv ! Außerdem lief der Filmtransport batteriegestützt, die AK 8 musste von Hand aufgezogen werden und lief dann 30 Sekunden. Nun hätte man den 3 Minuten Film in einem Stück abdrehen können. Leider kostete ein Film damals viel Geld (27-, Mark). Das war damals wirklich viel Geld - oder man errechnet sich jetzt knapp 5 % des Monatseinkommens aus. Und das ohne Entwicklung. Den ersten Film der Kamera gibt es natürlich noch. Es ist der Ziegenfilm.

Und dann gings richtig los. Mit einer Masse begeisterter Akteure (um das Wort "Schauspieler" zu vermeiden) und viel Spaß. Die Filme guckt man sich heute noch gern an, allerdings braucht es einen Kinoerzähler dazu. Da konnten Filme auch noch deutlich aufgewertet werden. Also eine gute Zeit für das Studio Wilsburg ! ;-)

Und während am Anfang noch spontan nach Lust und Laune gedreht wurde, gab`s das bald echte, geplante Szenen. Richtige Filme eben. Andere machten das auch und so entwickelte sich aus dem Reißl-Geburtstag das Filmfestival (Infosite zur Geschichte des Filmfestivals). Für die Filme wurde dann auch richtig vorbereitet, die Szene oft geprobt und beim Dreh musste es dann einfach klappen. Besonders bitter für mich als Besitzer einer ETZ (Motorrad), die für "Story of the blue Diamond" erst paar Mal in einen Schneehaufen kippen musste, um den Unfall zu proben. Die Hauptschwierigkeit bestand aber mit Licht und Ton. Der zweite Teil von "Fama pediorum" wurde mit einem Kunstlichtfilm gedreht. Deshalb sahen die schönen Mädchenbeine leichenblassgrün aus. Die Stufe nach dem Kinoerzähler war die Untermalung mit Kassettenrekorder. Und das absolute High-end-gerät hatte ich gebraucht gekauft, aber dann doch nie eingesetzt: Eine Steuerung für ein Tonbandgerät, welches durch Reibung oder Beschleunigung Schwankungen auszugleichen versprach.

Legende ist immer noch die Aufführung von Schily`s 20-minütigem Film "Der Traum", in dem die Axtschläge tatsächlich im gleichen Moment zu sehen und zu hören waren. Danach wurde`s für uns mit Spaß- und Joke-Filmen schwieriger.

Das ist die Stelle,wo auf den absoluten Tiefpunkt des Studio Wilsburg hingewiesen werden sollte: "Grußadresse" war der klägliche Rest eines Projektes und nicht mehr als ein Alibi-Film, um eben präsent zu sein. In diesem Jahr war ich froh drüber, dass die anderen so gute Filme gemacht hatten.

Aber dann... Nach verschiedenen Filmen mit anderen Leuten wollte ich dann selber eine Kamera haben. Es wurde eine richtig gute Hi8-Kamera von Sony. So gab es supergute Videoqualität. Bis auf den Ton. Der blieb in der nächsten Zeit das absolute Sorgenkind. Während ich mich mit schönen Titelerstellungen am Amiga beschäftigte, kam ich nie dazu, ein Mischpult zu kaufen. Schade, weil manche gute Filmidee durch die miese Verständlichkeit sehr litt. Vieeleicht sollte man das alles mal digital remastern ?

Es wurde auf der analogen Strecke noch ausgefeilter. Der Amiga (mehr über meine Amiga-Sachen) steuerte über ein Zusatzgerät (Cavin) den Player und Recorder framegenau. Bis auf den Kassettenwechsel brauchte man beim eigentlichen Schnitt nicht dabeizusitzen. Theoretisch, denn praktisch schaltete der Recorder nach 5 Minuten von Pause in Standby. Und ein schnellspulender Hi8-Player kostete dann doch zuviel Geld. Trotzdem war der nonlineare Schnitt definitiv eine feine Sache.